Kritik zum neuen Programm von Sonja Pikart
Am 06.02.24 schreibt die Wochenzeitung „Der Falter“ über Sonja Pikarts neues Programm „Halb Mensch“ :
Dass sich Sonja Pikart in nur wenigen Jahren fix in der heimischen Kabarettszene etablieren konnte, verdient besonderen Respekt. Denn ein Startvorteil war es gewiss nicht, in Wien erstens norddeutschsprachig und zweitens als Frau ins Rennen zu gehen.
In ihrem vierten Solo „Halb Mensch“ entwirft sie vor dystopischer Kulisse – künstliche Intelligenzen haben die Macht übernommen – ein fesselnd aberwitziges, von Holzwegen und Hyperventilation, Talkshows und toxischen Beziehungen gezeichnetes Sittenbild inklusive unverblümt pointierter Kritik an gesellschaftspolitischen Missständen. Welche Tradition wird bei uns wohl eher als Kulturerbe unter Schutz gestellt: „Korruption oder Femizid?“
Warum begrüßen wir soziologische Innovationen nicht mit der gleichen Begeisterung wie technologische? „Du kannst deinem Sohn jetzt beibringen, dass er Frauen mit Respekt behandelt. – Echt? Geil, wo kriegt man das?“ Haben wir uns mit unserem Schwarz-Weiß-Denken schon selbst zu berechenbaren binären Robotern entwickelt? Es bedarf dringend mehr menschlicher Schrulligkeit.
Mit szenischer Fantasie, scharfsinnigem Humor und oft eindringlicher Vehemenz gelingt Pikart ein ebenso kluges wie komisches Kabarett der obersten Spielklasse.